Thema der Woche | Glucosetoleranz

Wenn der Glucosehaushalt bei bislang stoffwechselgesunden Menschen entgleist, kann dies an ihrer Medikation liegen. Bestimmte Arzneistoffe können eine Glucosetoleranzstörung oder einen manifesten Diabetes mellitus auslösen.

Wer bei Diabetes mellitus an einen Typ-1- oder Typ-2-Diabetes denkt, liegt meist richtig. Denn mehr als 95 Prozent der diabetischen Erkrankungen lassen sich nach Angaben des Gesundheitsberichts Diabetes 2012 einem dieser beiden Typen zuordnen. Aber auch Medikamente und Chemikalien können den Glucosestoffwechsel massiv stören und sekundär eine diabetische Erkrankung auslösen. Laut Einteilung der American Diabetes Association wird dies als Typ-3e-Diabetes klassifiziert.

Einteilung des Diabetes mellitus nach der Klassifikation der American Diabetes Association

Klasse 

Bezeichnung und Merkmale 

Typ-1-Diabetes: Zerstörung der Betazellen, absoluter Insulinmangel 

II 

Typ-2-Diabetes: Insulinresistenz, im weiteren Krankheitsverlauf zunehmende Insulinsekretionsstörung 

III III.a III.b III.c III.d III.e III.f III.g III.h 

Andere spezifische Typen des Diabetes mellitus; Ursachen: Genetische Defekte der Betazellfunktion, etwa verschiedene Formen des Maturity-onset diabetes of the young (MODY) Genetische Defekte der Insulinwirkung Erkrankungen des exokrinen Pankreas wie Pankreatitis Endokrinologische Erkrankungen, etwa Morbus Cushing Nebenwirkungen von Medikamenten oder toxische Wirkung von Chemikalien Infektionen wie eine kongenitale Rötelninfektion Immunvermittelte seltene Ursachen, etwa Bildung von Antikörpern gegen den Insulinrezeptor Andere genetische Syndrome, beispielsweise Down- oder Turner- Syndrom 

IV 

Gestationsdiabetes: Diabetes mellitus, der erstmals in der Schwangerschaft auftritt 

Jeden Tag, jede Sekunde verbrauchen die Zellen des Körpers große Mengen an Energie, damit der Mensch atmen, denken, laufen und lachen kann. Als Treibstoff dient ihnen hauptsächlich Zucker, genauer: Traubenzucker, auch Glukose genannt. Ohne diese Substanz könnte niemand überleben. Allein das Gehirn verbrennt rund 140 Gramm Glukose am Tag. Das entspricht etwa 14 Esslöffeln Zucker.

Damit der Körper richtig funktioniert, muss man ihm den Zucker aber nicht in Reinform zuführen. Der Organismus kann den Brennstoff selbst herstellen - aus verschiedenen Lebensmitteln, etwa aus Brot, Nudeln oder Kartoffeln. Das dauert jedoch eine Weile, denn dafür sind viele Zwischenschritte nötig.

Zwei Teelöffel Zucker im Blut

Am einfachsten ist es, wenn der Körper Glukose, also Traubenzucker, direkt zugeführt bekommt. Süßes gilt nicht ohne Grund als Nervennahrung: Der Zucker gelangt sehr schnell über den Darm ins Blut und von dort aus ins Gehirn. Fast genauso schnell verarbeitet der Körper Haushaltszucker, das sich zu gleichen Teilen aus Glukose und Fruktose (Fruchtzucker) zusammensetzt. Die Stärke in Mehl, Kartoffeln und Nudeln hingegen besteht aus einer Kette von Glukose-Bausteinen, die der Körper im Darm erst spalten muss, um den Brennstoff zu erhalten. Sogar Fette und Eiweiße kann der Organismus in Energie umwandeln. Das gelingt jedoch nur über Umwege und braucht ebenfalls einige Zeit.

Aus dem Darm oder der Leber gelangt der Zucker ins Blut. Bei Gesunden sind zwischen 60 und 140 Milligramm Traubenzucker pro 100 Milliliter Blut enthalten, abhängig davon, ob sie gerade eine Mahlzeit verzehrt haben oder nicht. Eine neuere Maßeinheit bestimmt den Wert in Millimol pro Liter: Bei Gesunden sollten es 3,3 bis 7,8 sein. Hochgerechnet auf den gesamten Körper entspricht das etwa ein bis zwei Teelöffeln Zucker.

Lagern in guten, verbrennen in schlechten Zeiten

Normalerweise nehmen Menschen mehr Zuckerstoffe zu sich als nötig. Einen Teil des Überschusses lagert der Körper in den Muskeln und in der Leber ein, um daraus Fette herzustellen. Fett speichert die Energie und kann gut in Zellen gelagert werden. Der größte Teil des Überschusses landet aber als Speicherzucker, sogenanntes Glykogen, in den Zellen: Bis zu 450 Gramm Glykogen passen in das Zelldepot.

In Notzeiten holt sich der Körper die Energie zunächst aus diesen Zuckerspeichern. Auch nachts, wenn die letzte Mahlzeit lange zurückliegt, greift der Organismus auf Glykogen zurück. Die Zellen können den Speicherzucker jedoch nicht verbrennen, deshalb wandelt die Leber das Glykogen wieder zu Traubenzucker um. Die Muskeln sind nicht so freigebig: Sie bauen Glykogen nur ab, wenn sie selbst Energie benötigen.

Während sich körpereigene Fettdepots sehr lange halten können - das beweisen diätresistente Speckpolster -, reicht die Speicherkapazität für Glykogen nur für etwa 24 Stunden. Dauert die Notzeit länger, etwa während einer Hungerkur, stellt sich der Stoffwechsel auf ein Notprogramm um und produziert den Traubenzucker selbst. Das geschieht hauptsächlich in der Leber, die dann körpereigenes Eiweiß zu Traubenzucker umbaut.

Glukose ist der wichtigste Energielieferant. Hirnzellen und rote Blutkörperchen etwa akzeptieren nur diesen Treibstoff. Andere Zellen vertragen auch andere Zuckerarten: Spermien ernähren sich beispielsweise hauptsächlich von Fruktose.

Dass Fruchtzucker für Diabetespatienten besonders geeignet sein soll, ist übrigens ein Irrtum. Neue Studien zeigen, dass er keinesfalls gesünder ist als Traubenzucker. Denn Fruktose hat genauso viele Kalorien wie Glukose.

Hormone steuern den Zuckerstoffwechsel

Damit der Zucker schnell in die Zellen gebracht, bei Bedarf gelagert oder aus den Depots wieder abgebaut werden kann, bedarf es Wächter. Mehrere Hormone steuern den komplexen Zuckerstoffwechsel, vor allem Insulin und Glukagon.

Insulin stammt aus der Bauchspeicheldrüse. Dieses Hormon hilft dabei, den Zucker aus dem Blut zu den einzelnen Körperzellen zu bringen und sorgt so dafür, dass der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit langsam wieder sinkt.

Sein Gegenpart ist das Glukagon. Es spielt in Hunger- und Notzeiten eine große Rolle und sorgt dafür, dass der Speicherzucker Glykogen wieder in die Zellnahrung Glukose zurückgewandelt wird. Auch beim Sport wird Glukagon aktiv, denn dann brauchen die Muskeln mehr Energie. Glukagon hilft beim Abbau muskeleigener Zuckerspeicher.

Andere Hormone können den Zuckerstoffwechsel ebenfalls beeinflussen, zum Beispiel Adrenalin, Cortisol, Somatostatin oder die Schilddrüsenhormone. Adrenalin wird in Stresssituationen, wenn der Körper Energie braucht, ausgeschüttet. Deshalb sorgt es dafür, dass die Leber ihren gespeicherten Zucker, das Glykogen, wieder in brauchbare Zellnahrung umwandelt. Aus demselben Grund sorgt auch das körpereigene Hormon Cortisol oder das Kortison in Medikamenten für einen hohen Blutzuckergehalt: Cortisol ist ein Stresshormon, das in Tabletten enthaltene Kortison hat denselben Effekt.

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